Loading

Stolpersteine in Cloppenburg

Familie Hermann Heiersberg

Lange Straße 42

Hermann Heiersberg, (Jg. 1863) war von Beruf Schneider; er betrieb mit seiner Frau Frederike, geb. de Beer (Jg. 1865) ein Manufakturwarengeschäft in der Lange Straße.

Im selben Hause lebte auch sein lediger Bruder Julius, der ebenfalls Schneider war. Hermann Heiersberg war von 1932 – 1939 Vorsteher der jüdischen Gemeinde Cloppenburg.

Die Heiersbergs hatten zwei Söhne, Alex (Jg. 1898), er war ebenfalls Schneider und verheiratet mit Gerta geb. Süskind, (Jg. 1899), sowie Erich (Jg.1903). Dieser gehörte zum ersten Abiturjahrgang des Cloppenburger Realgymnasiums im Jahre 1923; bereits 1933 emigrierte er nach Johannesburg / Südafrika.

Von den Auswirkungen des Novemberpogroms 1938 blieb auch die Familie Heiersberg nicht verschont. Am 10. November erteilte der Cloppenburger SA-Standartenführer den Befehl, das Geschäft Heiersberg zu zerstören und den Warenbestand sowie das Inventar auszuräumen. Hermann Heiersberg selbst wurde in das KZ Sachsenhausen eingeliefert.

Nach seiner Entlassung verkaufte er sein Geschäft an den Cloppenburger Kaufmann Ferdinand Ostendorf und verließ Anfang 1940 mit seiner Familie Cloppenburg in Richtung Südafrika.

(Alle Texte auf dieser Seite wurden zusammengestellt von Karl Sieverding, Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit im Oldenburger Münsterland (GCJZ-OM), nach Werner Teuber, 2010, in Biografien und Bilder aus 575 Jahren Cloppenburger Stadtgeschichte)

————————————

Familie Siegfried Rosenthal

Lange Straße 67

Die Familie Meyer Rosenthal lebte seit 1841 in Cloppenburg und erhielt im Jahre 1842 den Schutzbrief des Großherzogs von Oldenburg.

Deren Sohn Siegfried wurde am 30. Oktober 1884 geboren. Er war von Beruf Schlachter und Viehhändler und wohnte Lange Straße 67. Er war verheiratet mit Rosa geborene Gottschalk (Jg. 1897) aus Ahaus/Westfalen. Das Paar hatte zwei Kinder, Helga (Jg. 1934) und Max Joseph (Jg. 1935).

Anfang 1938 beantragte auch Siegfried Rosenthal für sich, seine Frau, seine Schwester Hulda sowie die Kinder die Ausstellung von Reisepässen. Die Pässe wurden zwar ausgestellt, aber wegen vermeintlicher Kapitalflucht wieder eingezogen. Die Familie Rosenthal blieb somit in Cloppenburg.

Im März 1939 war Siegfried Rosenthal nicht mehr Besitzer seines Hauses, sondern die Stadt Cloppenburg. Die Nachbarn Petersen und Rehbock kauften die Immobilie von der Stadt.

Im Jahre 1940 wurde die Familie nach Lodz deportiert, seitdem galt sie als verschollen. In den Jahren 1945 bzw. 1949 wurde sie vom Amtsgericht Cloppenburg für tot erklärt.

————————————

Familie Kurt Willner

Mühlenstraße 14 – 16 (früher Nr. 42)

Die Willners entstammten einer alten Cloppenburger Familie.

Seit 1930 führte Kurt Willner (Jg. 1904) das Geschäft seines Vaters Georg Willner (Jg. 1862) weiter.

1934 heiratete er Fredda (Jg. 1907), geborene Kamm, aus Hannover.

Da im Zuge der NS-Maßnahmen gegen die Juden auch das Textilgeschäft in der Mühlenstraße immer weniger Gewinn abwarf, entschlossen sich Kurt und Fredda Willner, ihr Geschäft zu veräußern. Sie verkauften es Anfang August 1938 an den Holländer Johannes Berssenbrügge.

Nach der Pogromnacht 1938 wurde Kurt Willner von SA-Männern festgenommen und im Cloppenburger Gefängnis unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten. Weil er nachweisen konnte, dass er ein Visum für die Vereinigten Staaten hatte, wurde er nach drei Tagen wieder entlassen – mit der Auflage, noch am selben Tag Cloppenburg zu verlassen. Bis zu ihrer Abreise am 25.11.1938 lebten sie in einem Versteck in Hannover.

Kurt und Fredda Willner, die in Amerika einen wirtschaftlichen Neuanfang geschafft haben, erreichten ein hohes Alter; Kurt Willner starb 1991 mit 87, seine Frau 1996 mit 89 Jahren.

————————————

Familie Karl Simon

Osterstraße 17

Der Viehhändler Karl Simon (Jg. 1884) stammte aus Werlte, seit 1912 wohnte er in der Osterstraße 17. 1919 heiratete er seine Frau Selma (Jg.1894) geb. Katz, aus Arolsen. Aus der Ehe gingen vier Töchter hervor: Edith (Jg. 1922), Ruth (Jg. 1925), Hildegard (Jg. 1926)und Ilse (Jg. 1928).

Nach der Reichspogromnacht 1938 wurde Karl Simon verhaftet und in das KZ Oranienburg eingeliefert. Während seiner Haftzeit gelang es der Mutter Selma, ihre Töchter Ruth und Hildegard mit einem Kindertransport von Hamburg aus in ein Kindergenesungsheim nach England zu schicken. Nach der Entlassung aus dem KZ nahm Karl Simon seine Emigration in Angriff. Er, seine Frau sowie die Tochter Ilse fuhren am 13. Mai 1939 mit dem Schiff „St. Louis“ nach Havanna auf Kuba; dort durften sie jedoch nicht anlegen, sondern mussten nach Europa zurückkehren. Während die älteste Tochter Edith nach England emigrierte, fanden die Eltern und Schwester Ilse Aufnahme bei Verwandten in Arnheim/Holland.

Im Jahre 1942, zwei Jahre nach Besetzung Hollands durch deutsche Truppen, wurde die Familie in das Sammellager Westerbork eingewiesen, von wo aus sie am 18. Mai 1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert wurde. Dort ist sie vermutlich am 21. Mai 1943 in den Gaskammern umgebracht worden.

————————————

Familie Hans Willner

Auf dem Hook 2 (früher Antoniusstraße 8)

Schlachtermeister und Viehhändler Hans Willner (Jg. 1906), ein Cousin Erich Willners (Jg. 1903), der u.a. dank des Cloppenburger Arztes Dr. Peus das III. Reich in Cloppenburg überlebt hat und als letzter jüdischer Mitbürger 1957 auf dem hiesigen Friedhof beigesetzt wurde, betrieb sein Unternehmen an der Antoniusstraße.

Hans Willner war verheiratet mit Selma Tilia geb. Lump (Jg. 1908); er beantragte bereits Ende 1937 für sich, seine Frau und seine Tochter Hannelore (Laurie) Auslandspässe, die ihnen Ende Januar 1938 ausgestellt wurden. Zum selben Zeitpunkt entschloss sich die Familie Willner, ihre Schlachterei zu schließen, den Haushalt aufzulösen und Deutschland zu verlassen. Am 17. Mai 1938 unterschrieben Hans Willner und seine Mutter einen Kaufvertrag mit dem Autovermieter Gerhard Ahrens.

Hans Willner wanderte mit seiner Frau Selma Tilia und der Tochter Hannelore in die USA aus, wo er in Brooklyn/New York lebte und in bekannten Hotels arbeitete.

————————————

Familie Moses Frank

Auf dem Hook /Ecke Friesoyther Straße (früher Antoniusstraße 10)

Moses Frank wurde am 29. August 1882 in Werlte geboren. Er war Pferdehändler und wohnte in Cloppenburg Antoniusstraße 10. Mit seiner Frau Sara geborene Heilbronn (Jg.1888), die aus Lengerich bei Lingen stammte, hatte er vier Kinder, eine Tochter und drei Söhne: Frieda (Jg. 1922), Julius (Jg. 1920), Philipp Fritz (Jg. 1925) und Max Manfred (Jg. 1927).

Mit dem „Gesetz zur Änderung der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich“ vom 6. Juli 1938 verloren Moses Frank und sein Sohn Julius ihre Wandergewerbescheine, so dass ihre Legitimationskarten eingezogen wurden.

Zu Beginn des Krieges mussten die sechs Personen im Zuge der Ghettoisierung der deutschen Juden Cloppenbuirg verlassen und in Berlin Quartier nehmen, von wo sie 1942 nach Auschwitz deportiert wurden. Das Amtsgericht Berlin-Mitte hat sie am 4. September 1951 mit Datum vom 9. Dezember 1942 für tot erklärt.

.

————————————

Familie Julius Frank

Garreler Weg 12 (früher Antoniusstraße 37)

Julius Frank, 1895 in Werlte geboren, war Viehhändler und wohnte am Garreler Weg in Cloppenburg. Seine Frau Selma geborene Lazarus ( Jg.1902) stammte aus Oldenburg. Julius Frank galt als ehrlicher Kaufmann und genoss deshalb großes Ansehen.

Nach dem Verkauf seines Hauses im Jahre 1938 emigrierte Julius Frank mit seiner Frau und seinem 1930 geborenen Adoptivsohn Günther nach Holland. Von dort gelangten sie im Januar 1939 nach Kuba. Im Frühjahr 1940 erhielt Julius Frank für sich und seine Familie ein Einreisevisum für die USA.

Dort, nämlich in Forreston/Illinois, arbeitete er noch bis 1974 als Viehhändler, wo er im Jahre 1981 verstarb . Seine Frau Selma war bereits 1975 gestorben. Sohn Günther lebt noch heute in Forreston.

————————————

Familie Alex Lazarus

Gartenstraße 2

Alex Lazarus wurde am 17.01. 1908 in Odenzaal/Niederlande geboren. Er kam vor dem 1. Weltkrieg mit seinen Eltern nach Oldenburg. Dort heiratete er Gerda Oppenheimer (Jg. 1911) und zog mit ihr 1934 nach Cloppenburg.

Von 1934 – 1938 übte Alex den Beruf des Viehhändlers in Cloppenburg aus. Alex und Gerda Frank wohnten in der Gartenstraße 2; dort wurde am 20.01. 1937 ihre Tochter Inge geboren. Als Alex am 24. Juni 1938 der Wandergewerbeschein entzogen wurde und er somit seine Existenzgrundlage verlor, verließ die Familie Lazarus am 1. November 1938 Cloppenburg, um in Hengelo in den Niederlanden einen Neuanfang zu starten.

Nach der Besetzung Hollands durch deutsche Truppen begann auch dort die Judenverfolgung; die drei fanden Unterschlupf bei einem holländischen Bauern. Am 2. Juni 1944 wurde Jan geboren. Im Januar 1951 verstarb Alex. 1954 emigrierten Gerda und die beiden Kinder in die USA.

————————————

Familie Simon Jacobs

Emsteker Straße 23 (früher Nr. 21)

Simon Jacobs wurde am 22.09.1896 in Werlte geboren, Julchen, geb. Weinberg am 30.11.1905 in Sögel. Sie war die Pflegetochter des Viehhändlers Moses Bendix und seiner Ehefrau Berta aus Ahaus.

Nach der Heirat im Jahr 1928 und der Geburt ihres Sohnes Josef (Jg.1929) zogen die Jacobs zusammen mit Julchens kinderlosen Pflegeeltern nach Cloppenburg, wo Moses Bendix am 14.01.1930 als Eigentümer des Anwesens Emsteker Straße 21 eingetragen wurde. 1935 fiel das Eigentum im Erbgang an die Familie Jacobs, die zu diesem Zeitpunkt mit Max (Jg. 1930) und Beate (Jg. 1935) auf fünf Personen angewachsen war. Die Jacobs wohnten bis 1940 in Cloppenburg.

Am 06.05.1940 wurde die Familie im Zuge der Zusammenlegung jüdischer Familien in sog. Judenhäuser nach Anröchte im Kreis Lippstadt ausgewiesen. Am 28. 04. 1942 brachte ein Deportationszug 34 Juden aus dem Kreis Lippstadt, zu denen auch die Jacobs gehörten, in das Konzentrationslager Zamosc bei Lublin in Ostpolen. Hier verlieren sich ihre Spuren.

Report Abuse

If you feel that this video content violates the Adobe Terms of Use, you may report this content by filling out this quick form.

To report a Copyright Violation, please follow Section 17 in the Terms of Use.